2. Mai 2025 17:09 Uhr
Trotz Ölpreisrutsch: Spritpreise sinken im April kaum
Nürnberg, 2. Mai 2025. Die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland sind im April gesunken. Allerdings: Im Vergleich zu den starken Einbrüchen der weltweiten Rohölnotierungen haben sich die Kraftstoffpreise an den Zapfsäulen hierzulande zu wenig nach unten bewegt. Das zeigt die aktuelle Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes Clever Tanken. Danach kostete der Liter Super E10 im bundesweiten Monatsdurchschnitt rund 1,6849 Euro. Das war etwa 1 Cent weniger als im März (1,6938 Euro). Der Liter Diesel kostete im April rund 1,5806 Euro und damit etwa 4 Cent weniger als im Vormonat (1,6208 Euro).
Im Monatsmittel war der Liter Super E10 zuletzt im Dezember 2024 günstiger als im April gewesen – damals kostete er 1,6628 Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat – dem teuersten Super-E10-Tankmonat des Jahres 2024 mit 1,8503 Euro pro Liter – lag der Preis im vergangenen Monat rund 17 Cent niedriger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht das einer Ersparnis von etwa 39,70 Euro.
Diesel war im Vergleich zum Vorjahreswert (1,7318 Euro) rund 15 Cent günstiger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht dies einer Ersparnis von rund 36,29 Euro. Günstiger war der Kraftstoff zuletzt im Oktober 2024 (1,5640 Euro) gewesen.
Verbraucher zahlen zu viel: Mineralölkonzerne geben Preisvorteile nicht weiter
Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever Tanken: „Zwar sind die Kraftstoffpreise im April den zweiten Monat in Folge gefallen. Aber erneut nicht so stark, wie es die niedrigen Rohölpreise erlaubt hätten.“ Im März hatte ein Barrel der für Deutschland wichtigen Nordseesorte Brent noch zwischen rund 68 und 74 US-Dollar gekostet. Im April rutschten sie auf ein Vierjahrestief von bis zu rund 59 US-Dollar. Zwar beeinflussen neben den Rohölpreisen auch andere Faktoren wie Nachfrageschwankungen, Beschaffungskosten oder Angebotsveränderungen die Kraftstoffpreise. Auch der seit Wochen viel zu niedrige Rheinpegel wirkt sich preistreibend auf die Transportkosten aus. Dennoch hätten die Kraftstoffpreise im April aufgrund der stark gefallenen Rohölpreise deutlich stärker sinken müssen. „Der Rückgang der Rohölpreise auf dem Weltmarkt kommt aber nur dann bei den Verbrauchern an, wenn die Mineralölkonzerne ihn weitergeben. Daher steht weiterhin im Raum, was das Bundeskartellamt bereits Mitte Februar nach einer umfangreichen Sektoruntersuchung öffentlich gemacht hat: die Zweifel an einem echten Wettbewerb unter den Raffinerien“, sagt Steffen Bock.
Preisdifferenz zwischen Benzin und Diesel steigt zum dritten Mal in Folge
Ein Liter Super E10 kostete im April durchschnittlich rund 10,43 Cent mehr als ein Liter Diesel. Gegenüber dem Vormonat, als die Differenz noch bei 7,30 Cent lag, hat sich der Abstand zwischen den beiden Kraftstoffsorten um rund 3 Cent zugunsten von Dieselkraftstoff vergrößert. Damit öffnet sich die Preisschere den dritten Monat in Folge zugunsten von Diesel. Ein Grund dafür sind die steigenden Temperaturen, die zu einer geringeren Nachfrage nach Heizöl führen – einem Produkt, das in der Herstellung eng mit Diesel verbunden ist.
Die günstigsten und teuersten Tanktage im April
Am günstigsten war das Tanken von Super E10 im Bundesdurchschnitt am Donnerstag, 10. April. An diesem Tag kostete der Liter rund 1,6680 Euro. Diesel war am Mittwoch, 16. April, mit rund 1,5650 Euro am günstigsten.
Die höchsten Preise – und zwar für beide Kraftstoffsorten – registrierte Clever Tanken am Donnerstag, 3. April: Der Liter Super E10 kostete an diesem Tag rund 1,7120 Euro, der Liter Diesel rund 1,6160 Euro.
Städteranking: Super E10 zum vierten Mal in Folge in Dresden am teuersten
Im monatlichen Preisvergleich von Clever Tanken unter den 20 größten deutschen Städten belegte Berlin (1,6477 Euro) im April den ersten Platz der günstigsten Super-E10-Tankstädte. Dahinter reihten sich Duisburg (1,6506 Euro) und Essen (1,6553 Euro) ein.
Am teuersten war Super E10 im April zum vierten Mal in Folge in Dresden (1,7137 Euro). Auf den Plätzen zwei und drei folgten Frankfurt am Main (1,6967 Euro) und Bremen (1,6902 Euro). Vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 kosteten im teuren Dresden durchschnittlich rund 411,29 Euro und damit rund 15,84 Euro mehr als im günstigen Berlin.
Im Ranking der günstigsten Diesel-Tankstädte belegten Bielefeld (1,5339 Euro), Duisburg (1,5390 Euro) und Düsseldorf (1,5467 Euro) die Plätze eins bis drei. Die drei teuersten Diesel-Tankstädte waren im April Leipzig (1,6462 Euro), Dresden (1,6115 Euro) und München (1,6027 Euro).
Gründe für die Preisentwicklung im April
Dass die Rohölpreise im April zeitweise auf den tiefsten Stand seit Anfang 2021 gefallen sind, lag vor allem an den drastischen Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump. Deren Ankündigung ging einher mit der Angst der Anleger vor einem weltweiten Konjunktureinbruch – und damit einer sinkenden Ölnachfrage. Zwar ruderte die US-Regierung schnell zurück, ordnete eine 90-tägige Pause für die meisten neuen Abgaben an und senkte zudem teilweise die Sätze. Für Verunsicherung sorgten jedoch die drastischen Zölle gegen China und dessen Reaktion mit hohen Gegenzöllen. Denn Investoren befürchten, dass dem Zollkrieg ein deutlicher Konjunktureinbruch in beiden Nationen und damit eine geringere Ölnachfrage folgen könnte. Preissenkend wirkte auch die Entscheidung der Opec+, die Fördermenge bis Ende Mai um durchschnittlich 411.000 Barrel pro Tag und damit das Angebot zu erhöhen.
Spekulationen über mögliche Verhandlungen zwischen den USA und China sorgten indes Mitte des Monats für steigende Rohölpreise. Zudem stützten neue Sanktionen der USA gegen iranische Ölexporte und der Rückgang der US-Lagerbestände die Preise am Ölmarkt.
Ausblick
Viele der Faktoren, die die Entwicklung der Rohölpreise im April beeinflusst haben, werden auch im Mai eine Rolle spielen. Insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China schürt Konjunkturängste in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, belastet die Ölnachfrage und drückt auf die Preise. Sollten die konjunkturellen Eintrübungen in beiden Ländern in den kommenden Wochen jedoch nicht so stark ausfallen wie befürchtet, könnte dies auch schnell wieder zu steigenden Notierungen führen.
Preistreibend könnten sich auch Sanktionen der USA gegen Russland auswirken, sollte Moskau die Bemühungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine blockieren. Auch die Situation im Atomstreit der USA mit dem Iran könnte das Ölangebot verknappen – und die Preise entsprechend treiben.
Steffen Bock rechnet aufgrund der aktuellen geopolitischen Spannungen, Handelskonflikte und wirtschaftlichen Unsicherheiten auch im Mai mit einer volatilen Entwicklung der Rohölpreise. Inwieweit diese an den Zapfsäulen und damit bei den Verbrauchern hierzulande ankommen, hänge wiederum stark von den Mineralölkonzernen ab.
Spartipps vom Experten
Steffen Bock rät deshalb: „Autofahrerinnen und Autofahrer, die beim Tanken sparen wollen, können die Preise an den Zapfsäulen entlang ihrer Route vergleichen – per App, Navigationsgerät oder im Internet. So erfahren sie, welche Tankstelle in ihrer Nähe aktuell die günstigsten Preise anbietet. Wichtig ist auch, Autobahntankstellen zu meiden, wenn dies ohne Umwege möglich ist. Denn diese sind aufgrund ihrer günstigen Lage und der geringen Konkurrenz in der näheren Umgebung oft teurer als zum Beispiel Tankstellen in größeren Innenstädten.“
Außerdem sollten Autofahrende beachten, dass die günstigsten Tankzeiten häufig zwischen 11 und 14 Uhr, 15 und 16 Uhr sowie vor allem abends zwischen 18 und 20 Uhr liegen. Allerdings: Je nach Region und Anbieter können die Zeitfenster variieren. Zudem kommt es immer wieder zu abrupten Erhöhungen und Senkungen – teilweise im Stundentakt.